Die Sache mit dem richtigen Bierglas Teil 1

Ich gebe es zu: ich bin kein Fan von exzessiver Glastheorie und Bierglas-Glas-Sammlungen. 😅
Die ganze Geschichte mit den verschiedenen Biergläsern ist eigentlich aus dem Brauerei-Marketing entstanden. Bei Bieren im Offenausschank ist nämlich die Marke nicht mehr sichtbar. Man hat darum schon vor hundert Jahren begonnen, die Gläser mit dem Brauereilogo zu bedrucken, um damit sicherzustellen, dass der Wirt dem Kunden das richtige Bier servierte bzw. der Gast wusste, was er trinkt.

Die Stange hell

Das hat allerdings nur beschränkt funktioniert: zu Kartellzeiten haben die Wirte begonnen, die eigentlich fürs teurere Spezialbier reservierte Stange mit dem billigeren Lagerbier zu füllen. Gemerkt hats niemand. Das ging so lange bis die Stange zum Schweizer Standartglas wurde. Die Brauereien mussten für ihre edleren Biere neue Glasformen suchen. Die Tulpe in dutzenden von Varianten zog in die Glasregale ein.

Und im zweiten Schritt kam dann das sogenannte «Signalglas» auf den Markt. Grössere Brauereien liessen sich eigene Glasformen kreieren, exklusiv für ihre Biere. Die Formen blieben so lange geschützt, wie die Brauerei den Absatz sicherte. Nach einigen Jahren verfiel die Exklusivität und das Glas stand allen Brauereien zur Verfügung. Die Kataloge der Glashersteller «überlaufen» von Glasformen in allen Varianten.

Bierstil-Gläser

Daraus entstand dann auch eine Bierstil-Glaskultur. Gewisse Biere sollte man nach dieser Theorie nur aus bestimmten Gläsern geniessen. Typisch sind die grossen, bauchigen Hefeweissbiergläser, die extrem schlanken und dünnwandigen Pils-Tulpen, die zylindrischen Altbiergläser, das dickwandige Libby-Glas für die belgischen Blanches oder eben Henkelgläser für bayrische Helle und Märzen.

Ich habe das Ende 80iger mit dem bernsteinfarbenen Original Ittinger auch versucht – wir haben das sogenannte «Amberglas» erfunden. Es war eine Tulpe, die oben offen blieb und die Farben besser zur Geltung brachte. Sie hatte auf der Theke die Signalwirkung.

Glasgrösse 25cl-Glas oder 33cl-Glas

Eine ähnliche Geschichte steckt hinter dem 25 cl-Glas und 33 cl-Glas. In Europa sind das Standartgrössen für Gläser und Flaschen. Unser Schweizer Bierglas hat allerdings 30 cl. Wie kommt denn das? Ursprünglich, vor dem 2. Weltkrieg, hatten Schweizer Mostflaschen 6dl Inhalt. Die Brauer benutzten für das langsam aufkommende Flaschengeschäft die gleichen Flaschen. Der Becher hatte darum 3 dl Inhalt, eine halbe Flasche. Das hat sich bis heute so gehalten. Die Stange hell hat 3 dl. Punkt.

Mit der Internationalisierung zog dann ab 1995 langsam das 25 cl-Glas und die 25 cl-Flasche ein. Sie wurden in erster Linie für Premium- oder Importbiere und anfänglich von Schlaumeier-Wirten zum «Preisschummeln» benutzt.

Heute gibt es im Markt ein problemloses Nebeneinander von verschiedenem Glas- und Flaschengrössen. Grundsätzlich werden die eher teureren, etwas
spezielleren oder stärkeren Biere in kleineren Gläsern serviert.

3 dl und 5 dl-Gläser sind Klassiker für die eher leichteren, helleren Lagerbiere. Bis 5 dl geht das noch im henkellosen «Halbliterglas», das klassische bayrische Halbe. Bei uns beginnt es mit dem 4 dl-Seidel als Henkelglas und endet dann mit dem 1-Liter-Masskrug, dem englischen «Stone», am Oktoberfest. Logisch, dass in diesen meist dickwandigen Pressglas-Gläsern oder Steingutkrügen ausschliesslich Hellen serviert werden muss.

Glassammler

Diese Bierglas-Klassiker mit ihren Logos hat jede anständige Brauerei in Varinten im Sortiment. Es sind halbwegs Werbeartikel und halbwegs Inventarteile für Gastronomen und Festwirte. Es gibt tausende von Bierglas-Sammlern, die Biergläser rund um die Welt sammeln und damit zu Hause Vitrinen füllen und an Tauschveranstaltungen versuchen, ihre Glas-Sammlungen zu komplettieren.
Und, seien wir mal ehrlich: wer hat nicht schon an einem Festanlass oder in einer Beiz, leicht angesäuselt, das Bierglas geklaut. Wahrscheinlich steht es heute noch einsam und verstaubt im Bücherregal oder Gläserschrank.

Irgendwann kommen diese Sammlungen mit oft tausenden von Gläsern auf den Markt und niemand will sie…

Kloster Amber Ale

PILGRIM-GLÄSER

Es ist nachvollziehbar, dass es keine PILGRIM-Stangen, keine PILGRIM-Becher und PILGRIM-Steingutkrüge gibt. Wir haben nur ein Glas im Angebot: denn PILGRIM-Schwenker. Er ist für 25 cl ausgelegt, geht auch für 33 cl-Flaschen. Mit seiner typischen bauchigen und nach oben zulaufender Form, ist er ein ideales Allround-Glas für viele Bierstile.

Warum das so ist, erfährst Du im nächsten Bier-Brief. Also dranbleiben! 🍻

 

Unterschrift WAM schwarz
Martin Wartmann, Bierbrauer

Darf man Bier «spritzen»?

Die überraschend hervorragend schmeckende Kombination aus Pilgrim Bieren und Grenadine-Sirup. Wieso das funktioniert und möglicherweise der nächste Sommerhit wird.
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